Dienstag, 17. April 2012

Hellseher...

So sicher wie Ostern jährlich wiederkehrt,  lancieren  unsere Qualitätsmedien vor Ostern alle Jahre wieder eine Welle der Entrüstung über die ach so bösen und gierigen Ölkonzerne. Welche in ihrer fiesen und gemeinen, ja hinterhältigen assozialen Art, in einem noch fieseren, finsteren und geheimen Kartell die Treibstoffpreise erhöhen. Das alles um ihre unmoralischen Gewinne ins unermessliche steigen zu lassen und um uns den wohlverdienten Osterurlaub zu vermiesen. 

Wir schreiben das Jahr 2012. Ostern ist gerade vergangen und auch die Ölkonzerne haben gerade mal wieder ihr Fett wegbekommen und wir, das Normalo-Volk wurde wieder einmal auf die Energiewende gleichgeschaltet. Das Wetter ist schlecht und so ich finde ich mal wieder etwas Zeit nachzudenken. Das ist in unseren Tagen zwar Luxus, aber ich gönne mir diesen mit einigen meiner Freunde dennoch hin und wieder...


Ich bin aufgewachsen in der mir erzogenen Erkenntnis, das das Öl endlich ist und es eigentlich zu schade ist zum Verbrennen. Weil es auch - ein wervoller chemischer Rohstoff ist. Dass wir unsere Ressourcen schonen müssen und eigentlich vom Öl wegmüssen. Und auch bei mir stöhnt die Geldbörse an der Tankstelle. Zu gerne würde man also in das Gebrüll mit einstimmen, einfach wäre es...

Aber der Anfangsverdacht dass wir hier belogen werden, dass es sich um Propaganda handelt liegt dennoch auf der Hand. Er wird genährt durch folgende zwei Verdachtsmomente:

1. Wenn sich alle unsere feinen Systemmedien und Systempolitiker einig sind, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Alte Trappererkenntnis.

2. Als wir in unserer Jugend Autoquartett spielten, erträumten wir uns unser Auto fürs Erwachsenenalter - wie wohl die meisten Jungs. Aber unsere Lehrer, die Medien und die Autofreien Sonntage trübten unsere Hoffnungen diesbezüglich und eigentlich - so glaubten wir zu wissen, ist das Öl in 10 Jahren, wenn wir groß sind, sicherlich schon - zumindest so gut wie - zu Ende....  Nun das liegt nun bald 40 Jahre zurück und ich fahre inzwischen - mit Milliarden anderen Menschen - schon bald 3 Jahrzehnte Auto!

Also, Massenmedienkonsum aus, Hirn an. Erste interessante Frage - wie ist das mit dem Ölpreis? Ich wurde schneller fündig als gedacht. Da hat sich jemand vor mir schon mal selbständig der Sache angenommen und das naheliegende gemacht: Faktencheck. Er hat die Spritpreise (Jahresmittelwerte vom ADAC) und die jeweiligen Sätze für Mineralöl- und Umsatzsteuer (kann man bei Wikipedia nachlesen) mal über die letzten Jahrzehnte aufgetragen:
aus einer Veröffentlichung bei EIKE
Was wir sehen verschlägt uns den Atem. Grau ist der Produktpreis, rot der Steueranteil. Wir sehen zweierlei: erstens der Staat streicht die Kohle ein und zweitens, der Produktpreis ist heute nicht mal hab so hoch wie damals, und der Endpreis in ettwa gleich hoch wie damals. Moment mal, werden jetzt viele einwerfen, in den 1950er Jahren hat Benzin doch nur ein paar Pfennige gekostet. Stimmt natürlich, 1953 waren es im Jahresdurchschnitt etwa 37 Pfennig pro Liter. Aber diese 37 Pfennig waren damals so viel wert, wie heute 160 Cent. Das Diagramm ist mit den Daten zum Verbraucherpreisindex des statistischen Bundesamtes inflationsbereinigt!  Alles Andere wäre auch eine Täuschung. Dennoch oft gesehen.  Aber eines sehen wir nicht, ein irgendwie gearteten Trend einer Produktverteuerung aufgrund von zur Neige gehender Ressourcen. Im Gegenteil. Vielen Dank an Peter Heller.

Der Preis ist das eine, Peakoil das andere. Sie erinnern sich, der Verdacht mit den Quartettkarten... Die Zusammenhänge und Bewertungen in Bezug auf die verfügbaren Ölvorräte und deren Verbrauch respektive deren zur Neige gehens sind komplexer und vielschichtiger. Sie hier seriös darzustellen und einen Bewertungversuch zu machen würde den Rahmen dieses Essays sprengen. Aber man kann sich ja selber was ergoogeln. Hier die interessanten Stichworte zum Surfstart: "Peakoil", "Schieferöl" (nicht zu Verwechseln mit Ölschiefer...), "abiotisches Erdöl". Eines scheint mir aber sicher - auch hier wird uns ein großer Bär aufgebunden. Nicht zu verwechseln mit selbigem Sternzeichen, auch wenn man manchmal glaubt eher im Bereich von Astrologie als im Bereich seriöser Wissenschaft und Vernunft zu sein...

Doch zurück zur diesjährigen vorösterlichen Zeit. Kein Politiker der bei der diesjährigen Kampagne nicht aus seiner Deckung kam und sich zum gemeinsamen Chor gesellte. Alle stimmten ein in den Kanon. Jenem Kanon, mit der durch die Bandbreite der politischen Korrektheiten definierten Textverschiebung, welche uns Meinungsfreiheit und Vielfalt suggeriert: "Nieder mit den Multis, es lebe die Öko- und Energiewende." Natürlich muss nicht jeder gleich so begeistert sein wie ein Grüner. Man ist auch dann ein tolerierter Gutmensch, wenn man sich zwar nicht begeistert, aber doch von der Notwendigkeit zur Energiewende überzeugt zeigt. Übrigens ist es ja chic geworden, wenn man sich schwarz verkleidet und doch grüner als grün ist. Aber Grün mit Schwarz zu mischen - da entsteht ein hässliches dreckiges Grün. Und weil in Grün auch immer Rot ist, entsteht bisweilen auch ein ins Braun tendierendes Grün. Genug der Farbenlehre, ich schweife ab...

Deshalb ganz zurück zum Titel des Essays. Hellseher. Zu viel Eigenlob. Doch ich sage euch voraus - nächstes Jahr zu Ostern werden wir wieder was zu hören bekommen...

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